Eine relativ neue Art des Reisen ist die Nutzung von Gastgeberdiensten. Die größten dieser Dienste sind www.couchsurfing.com und www.hospitalityclub.org. Beide wurden um die Jahrtausendwende gegründet und haben inzwischen zusammen mehr als 3 Millionen Mitgliedern in allen Ländern weltweit. Grundlegende Idee ist es, eine Plattform zu schaffen, auf der Reisende nützliche Hilfe jeglicher Form von anderen Mitgliedern bekommen können.
Wichtigstes Element der Seiten ist die kostenlose Übernachtung bei anderen Leuten. Andere Möglichkeiten sind z.B. Reisenden die eigene Stadt zu zeigen, sie mit Insidertipps zu versorgen, sie zum Essen in die eigene Küche einzuladen oder sich mit ihnen zu treffen.
Um Mitglied zu werden, müssen Sie sich auf der jeweiligen Seite kostenlos registrieren. Wie bei einem sozialen Netzwerk legen sich die Nutzer ein Profil mit Foto an. In diesem Profil machen Sie unter anderem Angaben darüber, ob Sie generell bereit wären, Reisende bei sich übernachten zu lassen, welche Sprache(n) Sie beherrschen oder in welchen Ländern Sie bereits waren. Das Profil gibt Reisenden eine Orientierung, wen sie kontaktieren möchten. Ob Sie im Einzelfall Unterschlupf gewähren oder nicht, können Sie bei einer Anfrage je nach Zeit und Lust entscheiden.
Die Gäste und Gastgeber schreiben, sobald sie jemanden kennengelernt haben, auf dessen Profil eine Bewertung. Späteren Kontakten dienen diese Bewertungen als Sicherheit, dass die Mitglieder vertrauenswürdig sind. Außerdem lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, ob die Interessen zusammenpassen. Wer beispielsweise von vielen Gästen überschwängliches Lob für seine Partylaune bekommt, könnte bei einem ruhigen Gastgeber fehl am Platze sein.
Die Vorteile dieser Art des Reisens sind vielfältig. Zunächst sparen Sie Geld, da Sie keine Kosten für die Übernachtung einplanen müssen. Selbst ein kleines Gastgeschenk, etwa eine Tafel Schokolade, reißt kein tiefes Loch in Ihre Reisekasse.
Desweiteren haben die Gastgeber häufig Tipps parat, die das Reisen einfacher und günstiger machen. Eine verbindliche Information zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs kann in einigen Ländern viel Wert sein. Wie erfahrene Reisende wissen, sind vor allem Busse nicht überall beschriftet, teilweise halten sie auf Anfrage, teilweise nur an Haltestellen, die nicht immer als solche ausgeschildert sind. Die Liste hilfreicher Tipps kann lang sein für Traveller ohne Kenntnis der Landessprache. Günstige Einkaufsmöglichkeiten gehören ebenso dazu wie Eintrittspreise, Informationen über Zeitkarten im Nahverkehr oder Kenntnis lokaler Einrichtungen. Viele Budgetreisende in Deutschland sind z.B. begeistert, sobald sie von der Mitfahrgelegenheit erfahren und ärgern sich im Nachhinein über die zuvor teuer gebuchten Zugtickets.
Zusätzlich zu den praktischen Tipps profitieren die Touristen von dem umfangreichen Wissen der Gastgeber über die eigene Gegend. Sie werden merken, wieviel Sie über ihre Region wissen, wenn vor Ihnen jemand aus einem anderen Teil der Welt steht. Bei freundlichen Gastgebern wurden schon ganze Reiserouten durchgeplant, da die Gäste oft noch gar nicht genau wissen, was sie sich ansehen möchten und wie lange sie für Entfernungen und Orte ungefähr einplanen sollten.
Das Beste an solchen Diensten ist allerdings, dass Sie direkt jemanden im Reiseland kennenlernen. Sie können die Kultur eines Landes somit ein wenig durch die Augen der dort Lebenden sehen, ihre Freunde treffen, ihre Gerichte essen, ihre Musik hören.
Die Nutzung dieser Gastgeberdienste stehen prinzipiell jedem offen, allerdings hängt es von Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Reiseplanung ab, ob die Nutzung in Frage kommt. Für die Flitterwochen beispielsweise wird man kaum bei anderen Menschen wohnen wollen. Die meisten Gastgeber werden sich freuen, ein wenig Zeit mit dem Gast verbringen zu können. Wer hingegen nur nach einem kostenlosen Bett sucht, hat die Idee falsch verstanden.
Trotz der Kommentarfunktion werden Sie nie wissen, welche Persönlichkeit Sie erwartet, ob als Gast oder Gastgeber. Für Menschen, die mit dieser Unsicherheit ein Problem haben, könnte es ratsamer sein, Gastgeberdienste zunächst nur zum Treffen von anderen Menschen etc. zu nutzen, um Vertrauen zu der Idee zu gewinnen.