Atem holen: Der Urlaub im Kloster
Die Angebote für außergewöhnliche Urlaube fernab von überfüllten Massenstränden und Touristenmetropolen sind heute vielfältiger denn je und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Eine besonders ungewöhnliche und bisher hierzulande noch vergleichsweise unbekannte Möglichkeit, seinen Urlaub zu verbringen, möchten wir Ihnen an dieser Stelle vorstellen: Den Urlaub im Kloster.
Bis vor einigen Jahren grenzte es an ein Ding der Unmöglichkeit, einen Orden zu finden, der seine Pforten für erholungswillige Kurzurlauber geöffnet hätte – Außenstehende waren, sofern sie nicht vorhatten, dem Orden dauerhaft beizutreten, nicht unbedingt willkommen. Im Laufe insbesondere der letzten drei bis vier Jahren hat sich dies jedoch geändert: Zur Steigerung der Popularität des eigenen Klosters und des jeweils gelebten Glaubens, aber auch aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus empfangen heute immer mehr Klöster und ehemalige Klöster im In- und Ausland Gäste aus aller Welt. Tatsächlich ist der Urlaub im Kloster heute auf dem besten Wege, ein europaweiter Trend zu werden und die Nachfrage wächst ständig. So sind die regelmäßig eintreffenden Besucher in manchen Klöstern, etwa dem Kapuzinerkloster Stühlingen, bereits so in den Klosteralltag integriert, dass sie kaum mehr daraus wegzudenken sind.
Die jeweiligen Angebote, die sich je nach Kloster an Männer, Frauen und teilweise auch an Paare und Familien richten, haben zwar den gemeinsamen Nenner, dass es Besuchern ermöglicht wird, den Klosteralltag für eine kurze Zeit hautnah mitzuerleben, neuen Atem zu schöpfen und fernab des Alltags einzigartige Erfahrungen zu machen. Von dieser Gemeinsamkeit abgesehen unterscheiden sie sich jedoch bisweilen recht stark voneinander: Während manche Klöster Wert darauf legen, dass die Besucher sich dazu verpflichten, die Ordensbrüder bzw. -schwestern bei der Verrichtung ihres Tagwerks zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben wollen, in einfacher, aber körperlich durchaus fordernder Arbeit und in der Meditation aufzugehen, haben sich andere Klöster mittlerweile sogar in kleine Wellnessoasen verwandelt. So bieten zum Beispiel die Dominikanerinnen vom Kloster Arenberg wahre Wohlfühl-Aufenthalte mit Aromatherapien, Massagen und Fitnessprogrammen an, die es den Gästen erlauben sollen, die Seele baumeln zu lassen und zugleich die unvergleichbare Atmosphäre eines Klosters zu erleben. Das Kloster Nütschau in Travenbrück dagegen legt den Fokus auf vielfältige spirituelle Angebote und lädt zugleich insbesondere Familien dazu ein, ihre Gemeinschaft neu zu entdecken. Während die Kinder dort ihren Tag mit Altergenossen verbringen können und kindgerecht an den Glauben und die Spiritualität herangeführt werden, können die Eltern von den vielfältigen meditativen und kreativen Angeboten Gebrauch machen oder einfach einen langen Spaziergang am Strand genießen.
Die Gründe dafür, warum es heute immer mehr Menschen zum Ent- und Ausspannen ins Kloster zieht, sind so vielfältig wie die Orden selbst. Neben der grundlegenden Neugier, wie es wohl sein mag, für eine Weile das Leben eines Geistlichen zu führen, fasziniert viele Menschen die unvergleichliche Stille und Abgeschiedenheit hinter den uralten Mauern und die von äußeren Ablenkungen weitgehend befreite einfache Lebensweise. Nicht zuletzt die Suche nach einem neuen Zugang zu Religion und Spiritualität, einem besseren Verständnis des eigenen Selbst und vielleicht sogar nach einem tieferen Lebenssinn veranlasst immer mehr stressgeplagte Großstädter dazu, sich dieser Ruhe für eine begrenzte Zeit zu verschreiben und neu herauszufinden, wie es sich ohne Smartphone, Laptop, Internet, Termine und Zeitdruck lebt. Sollten auch Sie den Wunsch verspüren, sich Ihrem hektischen Alltag für eine Weile zu entziehen und sich eine Pause zu gönnen, könnte der Urlaub im Kloster deswegen eine echte Alternative darstellen.